Hinter der Abkürzung verbirgt sich das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Schon in dem Wort steckt die Bedeutung: Die Kinder haben Probleme, aufmerksam zu sein. Da sie bei keiner Sache bleiben
können, ständig herumrennen und andere gerne unterbrechen, nennt man sie auch hyperaktiv. Schon als Baby und Kleinkind sind die ADS-Kinder besonders aufgeweckt und wollen viel Zuwendung. Spätestens
bei Kindergarten- oder Schuleintritt fragen sich viele Eltern dann ernsthaft was eigentlich mit ihrem Kind nicht stimmt. Denn es scheint nicht integrierbar zu sein. Was sich genau hinter ADS
verbirgt, ist vielen nicht bekannt: der Zappelphilipp gilt oft als ungezogen, frech, faul oder quengelig. Eltern wird vorgeworfen, nicht streng genug zu sein. Entlastend ist es dann, wenn die
Diagnose gestellt wird: Denn ADS hat primär nichts mit Erziehung zu tun. Auch nicht mit einem schlechten Charakter. Es ist heute gesichert, dass ADS durch eine Art Fehlschaltung im Gehirn verursacht
wird: die betroffenen Personen können nicht aufhören, Botschaften und Reize zu empfangen, was sie daren hindert, sich auf eine Sache zu konzentrieren.
Da in den letzten fünf Jahren die Zahl der hyperaktiven Kinder zunahm, fragte man sich, ob ADS als Diagnose "in Mode" gekommen sein. "Dabei wird vergessen, das erst in letzter Zeit ADS als Problem
erkannt wird" so Professor Gerd Lehmkuhl von der Universität Köln. Doch immer wieder kommt es zu Aussagen, dass ADS als Diagnose die Folgen von Nichterziehung und übermäßigen Medienkonsum vertuschen
möchte. Den Eltern von ADS-Kindern wird damit unrecht getan. Das kann Ruth Dittmar nur bestätigen: die permanenten Auseinandersetzungen mit Nachbarschaft und Schule machten sie wütend. Auch die
Lehrerin kapitulierte in kürzester Zeit und Thomas verweigerte den Unterricht. Sogar der Übertritt in eine Sonderschule wurde diskutiert. " Es war höchste Zeit zu handeln" sagt die Mutter heute. Von
da an begann das Gerenne von Arzt zu Arzt - bis endlich die richtige Diagnose gestellt wurde.
Der mühsame Weg von Arzt zu Arzt, von Psychologe zu Beratungsstellen ist typisch: Obwohl die Diagnosekriterien eindeutig sind und Spezialisten durchaus zwischen einem lediglich aufgeweckten und einen
behandlungsbedürftigen Kind unterscheiden können, besteht immer noch ein hoher Aufklärungsbedarf bei Fachleuten. Und: das Diagnoseverfahren ist zeitaufwendig. Aus Berichten über die bisherige
Lebensgeschichte, dem Verhalten in verschiedenen Situationen sowie neurologischen und körperlichen Untersuchungen macht sich der Arzt ein Bild über das Kind. Ein international anerkannter Fragebogen
(DSM iV, ICD 10) leistet zusätzliche Hilfe, ob das Kind an ADS leidet oder nicht. Die Diagnose entlastet die Eltern von hyperaktiven Kindern in zweierlei Hinsicht: zum einen kennen sie zum ersten Mal
die Ursachen für das Verhalten ihres Kindes. Zum anderen kann hyperaktiven Kindern geholfen werden. Diese Hilfe muss vor allem an mehreren Ecken ansetzen und ist nicht auf ein Medikament allein
beschränkt.
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